Die lezten Wochen

Sonntag, 31.01.2016

Liebe Leute, Namaste!

 

Ich habe mir fest vorgenommen in den kommenden Wochen regelmaessige Blogeintraege zu schreiben, da ich zuzeit viel zu erzaehlen habe!

Zunächst mal ein kurzes Update, was in den letzten Wochen so los gewesen ist.


Am sechsten Dezember wurde in unserer Schule der School Day gefeiert. Wie ich schon mehrmals erwähnt habe, finden in Indien andauernd irgendwelche Feste oder besondere Anlässe statt, aber dieses Mal war es schon eine größere Nummer. Wochen vorher wurden die Schüler in Gruppen aufgeteilt und haben dann verschiedene Tänze und ein Theaterstueck geprobt, wodurch der Unterricht sechs Wochen teilweise und zwei Wochen komplett ausfiel. Die Schule wurde komplett neu gestrichen und es wurde eine Überdachung errichtet, damit die Zuschauer während des Progrmms nicht in der Sonne sitzen. Alles wurde hübsch dekoriert und ich bekam zwei neue Saris geschenkt, denn alle Lehrerinnen sollten an dem Tag auf der Morgen- und der Abendveranstaltung das gleiche tragen. Dazu habe ich mich mit viel auffälligem Schmuck eingedeckt, denn der darf hier nie fehlen!
Die Veranstaltung dauerte insgesamt 14 Stunden (mit zweistündiger Unterbrechung mittags zum Ausruhen und Sari wechseln) und ging bis ein Uhr nachts (sehr ungewöhnlich in Indien, normalerweise gehen alle um neun oder 10 Uhr ins Bett). Es waren sehr viele Leute da und die Schule war extrem auffällig beleuchtet, was auf die enorme Wichtigkeit der Veranstaltung hinweist, denn das alles sah ungewöhnlich teuer aus und habe ich hier bisher noch nie gesehen. Ein Ziel und Grund für die Aufmachung war es, Spender zu für die Schule zu gewinnen. Mir ist dadurch einmal mehr bewusst geworden, das ich nicht an einer normalen staatlichen Schule arbeite, die in der Regel eher schlecht ausgestattet sind und nur begrenzte Mittel haben. Die Schule in Heskathur hat einen wirklich guten Ruf und wurde vor ein paar Jahren als viertbeste Schule Karnatakas ausgezeichnet, was sehr bemerkenswert ist! Seit wir Lehrerinnen zwei Einheitssaris haben, wurde außerdem beschlossen, ab jetzt jeden Freitag den gleichen anzuziehen, um wie die Schüler eine Uniform zu haben. Den Sari zu binden ist übrigens eine Wissenschaft für sich und alleine schaffe ich das auch nie, deswegen lasse ich das immer meine Gastmutter machen. Aber jetzt, da ich regelmäßig einen Sari trage, lerne ich das vielleicht auch noch. :-)

In der Woche danach war die Hochzeit einer Tante meiner Kannadalehrerin und obwohl ich diese Tante vorher nie gesehen hatte, war ich zur Mehende-Function (zwei Tage vor der Hochzeit, da bekommen alle Muster aus Henna-Farbe auf die Hände gemalt, es gibt viel Essen und alle lassen sich mit dem Brautpaar fotografieren) zur eigentlichen Hochzeit und zu einer Nachveranstaltung (in der darauffolgenden Woche, es geht dabei eigentlich bloß ums Essen) eingeladen. Ich hätte auch alle meine Freunde und Familie mitbringen können, es ist nichts Ungewöhnliches hier, fremde Leute auf eine Hochzeit einzuladen.
Entgegen der durch indische Filme vielleicht geweckten Vorstellungen, sind die hinduistischen Hochzeiten nicht so wahnsinnig spektakulär. Eigentlich geht es nur kurz in den Tempel (allerdings jeder für sich und nicht die ganze Hochzeitsgesellschaft zusammen) und danach in eine große Halle, in der das Brautpaar (oder die Brautpaare, Doppelhochzeiten sind nichts Seltenes) zahllose Zeremonien durchgehen, die sich die Gäste größtenteils aber nicht ansehen, weil es zur selben Zeit auch Essen gibt. Dabei sitzen die Gäste in Reihen an sehr langen Tischen und auf das vor einem liegenden Bananenblatt wird massenhaft verschiedenes Essen getan (die Hauptmahlzeit ist natürlich Reis). Beim Essen unterhält man sich nicht, sondern schlingt es so schnell wie möglich runter, denn der nächste Schub Gäste wartet schon auf die freiwerdenden Plätze. Nach dem Essen wird noch ein Foto mit dem Brautpaar gemacht (was keine wirklich entspannte Angelegenheit ist, denn es gibt oft um die 400 Gäste). Danach kann man sich noch unterhalten, aber viele fahren auch sofort nach Hause.
Christliche Hochzeiten sind dem ziemlich ähnlich, nur das dazu noch ein dreistündiger Gottesdienst kommt. Wie die Hochzeiten bei den anderen Religionen aussehen oder ob sie in anderen Gegenden vielleicht anders gerfeiert werden, weiß ich leider nicht, aber ich vermute, dass es auf da auch nicht viel anders zugeht.

Weihnachten wird von Hindus natürlich nicht gefeiert und auch die christlichen Weihnachtsfeiern hier kann man nicht wirklich mit den deutschen vergleichen. Deswegen habe ich am 24. u 25. Dezember mehr oder weniger nichts gemacht, aber am 26. habe ich mit den Kindern in der Schule gespielt und ihnen Süßigkeiten mitgebracht. An dem Abend habe ich mich dann mit anderen Freiwilligen getroffen und wir sind zusammen nach Kochi in Zentral-Kerala gefahren. Dort haben wir ein Haus gemietet, in dem wir bis zum 2. Januar geblieben sind. In Kochi und der Umgebung gibt es ein paar Sehenswürdigkeiten, von denen die wichtigsten die Küste von Kochi mit ihren chinesischen Fischernetzen und die Backwaters von Allepey sind, wo wir auch eine mehrstündige Bootstour gemacht haben.

Die chinesischen Fischernetze in Kochi    Die Backwaters von Allepey     Im Hintergrund sieht man die Hausboote, die sich Touristen mieten koennen
Am 2. Januar bin ich alleine von Kochi nach Delhi geflogen, wo ich nach vier Stunden reiner Flugzeit ankam. In Delhi habe ich fast eine Woche mit zwei anderen Freiwilligen, die ich nicht so oft sehe, weil sie in Chennai wohnen, und einem Freund, der aus Deutschland zu Besuch war, verbracht. Wir haben uns in Delhi viel angesehen und sind fuer einen Tag auch in die einige Stunden entfernte Stadt Agra gefahren, wo der Taj Mahal steht, der uebrigens in echt hundertmal eindrucksvoller wirkt als auf Fotos.

Etwas kitschig: Gandhis letzte Schritte im Gandhimuseum in Delhi  Humayuns Tomb  Das Tomb ist ein Vorbild des Taj Mahals gewesen  Das Red Fort in Delhi  Der Sikhtempel. Hier muessen sich Maenner und Frauen den Kopf bedecken  Der Taj Mahal...      Die vielen schoenen Details des Taj    
Delhi ist als Stadt noch eine Spur anstrengender als die anderen indischen Grossstaedte, die ich bisher besucht habe. Alles ist sehr auf Touristen eingestellt, was sich vor allem dadurch zeigt, dass man als Weisser nirgends herumlaufen kann, ohne dass man von allen Seiten angesprochen, angefasst oder angebettelt wird. Die meisten Verkaeufer, Taxifahrer und Bettler sind dabei sehr aufdringlich und lassen sich nur schwer abwimmeln. Es kann auch vorkommen, dass einen der Rikshafahrer nicht an das gewuenschte Ziel bringt, sondern ganz woanders hin, etwa in ein das Geschaeft eines Verwandten oder in irgendwelche inoffiziellen Touristenbueros. Einmal ist uns das passiert und so sind wir auf halber Strecke aussgestiegen. Das alles trug dazu bei, dass ich in der Zeit staendig ein bisschen genervt war, denn es war unglaublich anstrengend. Dazu kamen noch die sehr engen Strassen, wo man staendig Mottorad- und Rikshafahrern ausweichen muss, was zwar in ganz Indien so ist, mir in Delhi aber deutlich haeufiger passiert ist.
Davon abgesehen ist Delhi eine wunderschoene Stadt, die sich auch in vielen Dingen stark von Suedindien unterscheidet. Aehnlich wie Mumbai ist Vieles westlich beeinflusst, aber was nicht westlich ist, sieht traditionell indisch aus. In Delhi hab ich viel mehr das Bild von Indien bestaetigt gesehen, dass ich vor meiner Abreise aus Deutschland hatte. Nach 6 Tagen sind wir dann nach Bangalore geflogen und von da bin ich mit dem Nachtbus nach Hause gefahren.
Ich war uebrigens froh wieder im Sueden zu sein, denn in Delhi war gerade Winter, der zwar nicht mit dem deutschen Winter zu vergleichen ist, aber trotzdem habe ich in den mitgebrachten Sommersachen aus dem heissen Kochi gelegentlich ziemlich gefroren. Hier in Kundapur ist es jetzt etwas ueber 30 Grad, was ich noch geniesse, denn in den naechsten Monaten geht der Sommer los und nach dem, was ich gehoert habe, wird es dann erst RICHTIG warm :-).

 

So, das war es jetzt erstmal und naechste Woche schreibe ich wieder!

 

Viele Gruesse

Daria